Breva 1100 Test,  uit www.1000ps.at

Breva- dick wie Pavarotti und gemütlich wie ein italienisches Sitzmöbel. Ein sehr gelungenes Motorrad das zum gemütlichen Reisen verführt.

Die Geschichte von Moto Guzzi war immer schon gezeichnet von genialen Entwürfen und wechselnden Besitzverhältnissen. Eine California oder Le Mans wird uns immer in Erinnerung bleiben, die Quota wohl eher nicht. Nur eins ist wahrscheinlich für die Ewigkeit: Der 90� Zweizylinder-V-Motor. 

Für mich als "Randsportreporter" ist eine Guzzi sowieso eine feine Sache aber mit der Breva sollte es den Jungs aus Mandello gelingen neue Kundenschichten zu erobern. Die Breva ist aus einem Guss und beweist, dass es Ivan Beggio ernst meint die Marke zu erhalten,die Palette zu vergrößern und zu erneuern. Der erste Blick verrät welcher Zweck hinter dem Design der Breva steckt. Der hohe Lenker, die gemütlich Sitzbank und die aufrechte Sitzposition sind eindeutig Eigenschaften eines Tourenmotorrads. Wer in Europa baut sonst noch gemütliche Zweizylinder Tourer? Ich denke Guzzi möchte gerne ein paar Kunden abwerben. Bisher habe ich aber noch keine fahren gesehen, gibt es keine Guzzi Fans mehr?

Nach kurzer Einweisung durch Primar Juhas von der Ilmoto Klinik durfte ich das erste mal den Schlüssel umdrehen. Zu meiner Überraschung ist der digitale Tacho mit zahlreichen Funktionen ausgestattet. Sinnvolle Informationen und  dazu hübsch verpackt, der Tacho erinnert an einen Maserati Quattroporte.

Trotz 233 kg Eigengewicht ist die Breva relativ handlich
Ich drückte den Startknopf, ein kurzer Schlag nach rechts und die Guzzi blubberte vor sich hin. Der erste Gang rastete sanft aber doch recht laut ein. Da ich schon mit einer V11 und einer California fahren durfte wusste ich um die Eigenarten einer Guzzi Bescheid. Vor der Kurve sollte die Drehzahl und Geschwindigkeit festgelegt sein, ansonsten kann es sein, dass es die Fuhre hin und her reißt wie einen Parkinson Kranken. Doch die Breva überraschte mich, die Lastwechselreaktion beim Runterschalten wurden spürbar verbessert. Liegt wahrscheinlich an der neu konstruierten Kardanwelle. Ich fuhr mit der Guzzi im Nachmittagsverkehr auf der A22 und der Tangente Richtung Heimat. Auch im dichten Verkehr hatte ich keinerlei Probleme durch zu kommen. Die Guzzi ist trotz des hohes Eigengewichts von 233 kg relativ handlich. Das Allerschönste sind die feinen Vibrationen, die einen sanft massieren. Erinnert an die lustigen Relax Sessel aus dem TV Shop. Die Guzzi flüstert einem zu "Fahr sanft, lass Dir Zeit, sieh dich um". Sanft hin, sanft her, die Tangente am Nachmittag war nicht der ideale Ort für eine Guzzi. Eine ordentliche Ausfahrt musste her.
"Gemach, gemach. Schalte hoch und sieh dich um!"

Wer ein Heizeisen sucht ist bei der Breva falsch aufgehoben. Die Guzzi will erhaben durch die Landschaft pilotiert werden, ein richtiges Herrenreiter Gerät. Anfangs dachte ich noch, die Guzzi wäre mir zu gemütlich und langweilig, doch weit gefehlt. Das sanfte Reisen ist eine wahre Freude, sobald man anfängt, den Motor unnötig hochzudrehen fängt ein rotes Licht im Drehzahlmesser zu blinken an. Aber das wäre gar nicht notwendig, hohe Drehzahlen quittiert die Guzzi mit verstärkten Vibrationen und die fühlen sich einfach nicht gut an.
Das Verhalten in Kurven ist tadellos und die Metzeler Bereifung gibt Sicherheit und Ruhe. 4000 Umdrehungen sind einfach ideal, bei dieser Drehzahl fährt die Guzzi sanft um die Ecke. Die Brembo 2-Kolbenanlage bremst ausreichend und ohne unangenehme Überraschungen. ABS gibt es noch nicht, wird aber sicher bald verfügbar sein. Potentielle Kunden einer Breva werden danach verlangen.
Das Fahrwerk ist etwas weich, flotte Wechselkurven benötigen ein wenig Körpereinsatz, aber man muss nicht über die Figur eines Ringers verfügen, um die Fuhre zu wuchten.
Die Sitzposition ist aufrecht und der hohe Lenker unterstützt die entspannte Haltung. Mit der Breva lassen sich locker 1000km am Stück fahren. Die Sitzbank ist sowieso ein Gedicht, groß, weich und gemütlich wie eine italienische Ledercouch.


Meine Wienerwaldtour war mit der Breva ein völlig neues Erlebnis, obwohl ich sicher schon 50 Mal die Strecke gefahren bin, habe ich mir noch nie die Landschaft angesehen. Ich war ständig damit beschäftigt, mich nicht in die Botanik zu schießen, doch mit der Guzzi ist das kein Thema. Gemütlich tuckerte ich durch die Dörfleins im Wienerwald und entdeckte ständig neue Dinge. Klingt vielleicht langweilig, ist es aber nicht. Die Guzzi vermittelt einem ein gutes Gefühl, selbst wenn man überholt wird. Normalerweise ist ein Überholmanöver immer eine Kriegserklärung, doch auf der Breva war mir das völlig egal. Nach ein paar Stunden stieg ich entspannt und überflutet von Bildern schöner Wiesen und weidender Kühe von der Breva ab. Bravo Breva!

Fazit: Die Breva 1100 ist ein sanftmütiges Tourenmotorrad, daß trotzdem oder gerade deswegen Spaß macht. Technische Innovationen und ein gelungenes Design erfreuen das Herz aller Guzzi Fans. Wer ein exklusives Motorrad fahren will und vor hat, große Touren zu fahren, sollte beim lokalen Guzzi Händler eine Probefahrt reservieren.